„...letztlich ist der Mensch, als Folge oder Krönung der Evolution, nur in der Totalität der Erde begreifbar.“ (Leroi-Gourhan, Hand und Wort, S.22)

Dienstag, 21. April 2015

Fünf Jahre Erkenntnisethik

Am heutigen Tag vor fünf Jahren schrieb ich meinen ersten Blogpost. Damals hatte ich mir in meiner ganzen Naivität so etwas wie ein Diskussionsforum erhofft, auf dem viele diskussionsfreudige Leser Kommentare zu meinen Posts schreiben und wo ich, der Blogautor, im Hintergrund zugleich als Moderator dieser Kommentare tätig wäre. Mir schwebte so etwas wie eine digitale Mischform aus Vorlesung und Seminar vor, um mir so meinen Abschied von der Universität zu erleichtern. Dort wußte man nichts mehr mit mir anzufangen und auch sonst war ich nirgendwo anders Mitglied bei irgendwelchen Diskussionsforen oder bei Facebook. Also habe ich mir einfach eine Plattform ausgesucht und angefangen zu bloggen. Ich hatte ein Buch über das Web 2.0 gelesen, in dem es unter anderem ums Bloggen ging, und ich dachte: Das kann ich auch!

Erste Ernüchterung

Ich bin noch nie ein team-player gewesen. Ich war immer ein Eigenbrötler. Mit den sozialen Foren im Web 2.0 konnte ich deshalb nie viel anfangen. Ich habe es also auch auf digitaler Ebene so gehalten, wie ich es schon immer gemacht hatte: ich habe mich nicht weiter darum gekümmert, was die anderen so machen. Mangelnde Werbung, konsequentes Ignorieren von seo-Tricks und kein Facebook: es kam, wie es kommen mußte. Die Kommentare blieben mehr oder weniger aus. Bis heute habe ich etwa vier bis fünf mal mehr Blogposts verfaßt als meine Besucher Kommentare. Auch ein Freund, den ich als Gesprächspartner gleich zu Beginn meines hoffnungsvollen Aufbruchs in die digitale Welt mit ins Boot genommen hatte, lieferte nur drei Posts und hatte dann kein weiteres Interesse mehr an dieser Form des Denkens und Schreibens. Er ist von Anfang an, bis heute, skeptisch gegenüber den digitalen Medien gewesen und war damals wohl einfach nur zu höflich gewesen, um auf meine Nachfrage hin direkt abzulehnen.

Schließlich habe ich meine Ansprüche an die Besucher meines Blogs ziemlich runtergeschraubt. Ich habe mich damit begnügt, mich darüber zu freuen, daß ich überhaupt Besucher hatte, und das sogar mit ständig steigender Tendenz. Inzwischen bin ich bei dreieinhalbtausend Besuchern pro Monat angelangt (wie reell solche Zahlen allerdings sind, weiß ich auch nicht); aber das scheint auch schon die obere Grenze zu sein. Tatsächlich habe ich den Eindruck von einer leicht rückläufigen Frequenz. Jedenfalls: wenn man berücksichtigt, daß ich ein äußerst anspruchsvolles Thema bearbeite, das beim Leser eine hohe Lesebereitschaft und vor allem eine hohe Bereitschaft zum Mitdenken voraussetzt, so ist es doch eher erstaunlich, daß sich überhaupt immer wieder so viele Besucher auf meiner Seite einfinden. Von denen selbstverständlich längst nicht alle wirklich Leser sind! Ich habe nicht die geringste Ahnung, wie viele Besucher einen meiner Posts tatsächlich lesen und nicht einfach gleich zur nächsten Seite weitersurfen.

Neubewertung des Publikationsformats

Aber keins meiner analogen Bücher, die ich in meiner Zeit als wissenschaftlicher Assistent an der Universität geschrieben habe, ist jemals in einer Buchhandlung gelandet. Und wenn jemals eines dieser Bücher den Weg in die Hände eines Besuchers einer Universitätsbibliothek gefunden hat, ist es auch noch sehr die Frage, wie lange er es in diesen Händen gehalten hat und ob er es überhaupt aufgeschlagen hat, bevor er es wieder ins Regal zurückstellte. Da verhalten sich die ‚Leser‘ in der analogen Welt auch nicht anders als in der digitalen Welt.

Jedenfalls: wenn auch nur hundert unter diesen dreieinhalbtausend monatlichen Besuchern einen meiner Posts wirklich lesen, so ist das ein Publikumserfolg, den ich mit meinen analogen Büchern niemals erreichen werde.

Aber es gibt noch einen anderen Effekt, der weniger zweifelhaft ist als alle diese Statistiken. Die Plattform meines Blogs bietet meinem Geist eine unerwartete Beweglichkeit, sowohl in der Breite meiner Lektüren wie auch
in der Tiefe meiner ‚Einsichten‘. Ich habe den Eindruck, daß das etwas unbescheiden klingt, und setze deshalb Anführungszeichen. Aber eigentlich meine ich es so, ganz ohne Anführungszeichen.

Ich habe zwar schon vor meinem Blog viel gelesen und über das, was ich gelesen habe, auch geschrieben. Das war sozusagen mein tägliches Brot als Wissenschaftler. Aber der Blog wirkt wie ein erweitertes Gehirn. Die Texte, die ich hier poste, versinken nicht irgendwann im Dämmer vergangener Bewußtseinszustände, sondern bleiben auf erstaunliche Weise präsent! Dazu trägt zunächst meine Verlinkungsarbeit bei, mit der ich aktuelle Lektüren mit vorangegangenen Lektüren verbinde. Dazu trägt desweiteren die Suchfunktion meines Blogs bei, die ich selbst möglicherweise extensiver nutze als meine Besucher. Mit ihrer Hilfe kann ich vage Erinnerungen an bestimmte Themen, zu denen ich mich schon mal an früherer Stelle geäußert hatte, schnell und einfach auffrischen. Das ist bei den analogen Texten, die ich früher publiziert hatte, längst nicht so einfach. Da vergißt man nicht nur die eine oder andere Textstelle, sondern gelegentlich ganze Aufsätze oder sogar Bücher. Und irgendwann beginnt man dann, sich selbst zu widersprechen oder man dreht sich im Kreis, anstatt im Denken wirklich weiterzukommen.

Und nicht zuletzt helfen mir sogar meine Statistiken dabei, frühere Blogposts in meinem digital erweiterten Arbeitsgedächtnis verfügbar zu halten: Besucher, die sich längst nicht nur für meine aktuellsten Posts interessieren, sondern auch immer wieder frühere Posts aufsuchen, sogar aus der Anfangszeit meines Blogs, machen mich auf diese früheren Posts wieder neugierig, und ich lese sie noch einmal auf eine neue Weise, und es gelingt mir, in meinem Denken wieder an sie anzuknüpfen und auf dem Stand, auf den ich inzwischen gelangt bin, weiterzudenken.

Der Professor, bei dem ich zuletzt als wissenschaftlicher Assistent gearbeitet habe, hatte einmal, als er mich bei der Lektüre eines meiner älteren Texte erwischte, gemeint, ich sollte nicht so in mich selbst verliebt sein. Möglicherweise hat es tatsächlich etwas von Selbstverliebtheit, wenn man auf einen früheren Text von sich stößt und sich beim Wiederlesen über gelungene Passagen freut. Es gleicht der Wiederbegegnung mit einem früheren Ich, und man fragt sich unwillkürlich, ob man heute noch dazu in der Lage wäre, so einen Text zu verfassen. Solche Wiederbegegnungen bringen einen auf dem Weg, den man geht, ein gutes Stück voran. – Und was in analogen Zeiten nur selten gelang, erlebe ich jetzt in digitalen Blogzeiten beinahe täglich.

Zur ständigen Präsenz meiner Blogposts trägt aber noch ein weiteres Moment bei: Vom ersten Post an habe ich dem Blog eine Systematik zugrunde gelegt. ‚Systematik‘ heißt nicht, daß ich auf ein in sich geschlossenes Denksystem hingearbeitet hätte. Tatsächlich habe ich immer versucht, so eine Geschlossenheit zu vermeiden. Systematische Geschlossenheit in diesem Sinne gibt es nur in der Mathematik, und ich hatte nie den Ehrgeiz, mit den Mathematikern zu konkurrieren. Meine Systematik bestand vielmehr in einem Denken auf mehreren Ebenen: der Biologie, der Kulturtheorie und auf der Ebene der individuellen Denkentwicklung. Diese drei verschiedenen Ebenen zusammen ergeben erst einen vollständigen Menschen. Dieser Mensch bildet aber keine bruchlose Synthese aus diesen drei Ebenen, sondern im Gegenteil einen Anachronismus.

Indem ich mich also von Anfang an an dieser ‚Systematik‘ orientiert habe, konnte ich alle meine Lektüren quer durch die verschiedenen Wissensgebiete in einem einheitlichen Fokus zusammenhalten, eben ‚präsent‘ halten. Diese Systematik diente mir beim Ausschreiten meines Weges als Kompaß, der ebenfalls verhinderte, daß ich mich nur im Kreis bewegte.

Autoren und Besucher

In meinen ersten Blogposts habe ich meinen ganzen angestauten Frust über den Wissenschaftsbetrieb auf die Neurowissenschaften losgelassen, pars pro toto in Gestalt ihres Propagandisten Thomas Metzinger. Ich hatte die kackdreiste Unverschämtheit satt, mit der die Neurowissenschaften den ehrwürdigsten Traditionen wissenschaftlichen Denkens und Forschens ihr Neuro-Präfix anhefteten, als würden sie erst dadurch zu wirklichen Wissenschaften geadelt: von der Neuro-Linguistik über die Neuro-Epistemologie, Neuro-Soziologie, Neuro-Ethik, Neuro-Ökonomie, Neuro-Didaktik, Neuro-Finanzwissenschaften, Neuro-Verhaltensforschung, Neuro-Kunstgeschichte, Neuro-Musikwissenschaften, Neuro-Germanistik, Neuro-Semiotik, Neuro-Politikwissenschaften, Neuro-Psychologie, Neuro-Anthropologie und Neuro-Philosophie bis hin – man höre und staune! – zur Neuro-Theologie. Daß es sich bei den Geisteswissenschaften notwendigerweise immer auch um Textauslegungswissenschaften handelt, habe ich schon in einem Post vom 20.12.2014 klargestellt. Textauslegung (Hermeneutik) läßt sich aber methodisch prinzipiell nicht als Physiologie betreiben.

Eine Weile habe ich mich auf diesem Schlachtfeld der Volksverdummung bewegt und versucht, mein kleines Fähnchen der individuellen Urteilskraft hin- und herzuwedeln, in der Hoffnung, von irgendjemandem wahrgenommen zu werden. Inzwischen ist es sogar den Neurowissenschaftlern
selbst klargeworden, daß sie den Mund ein wenig zu voll genommen haben, und allenthalben sind Friedensangebote und Rückszugs- bewegungen zu beobachten. (Vgl. DLF vom 04.02.2015 und vom 05.02.2015)

Mit einigen meiner Lektüren hatte und habe ich erstaunliche Erfolge in der ‚Statistik‘, um es mal so vorsichtig auszudrücken. Die betreffenden Blogposts werden bis heute immer wieder besucht. Zu diesen ‚Longsellern‘ gehören meine Posts zu „Lachen und Weinen“ von Helmuth Plessner vom 31.12.2010 (2796 Besucher: Stand vom 05.04.2015); zu „Die Ursprünge der menschlichen Kommunikation“ von Michael Tomasello vom 25.04.2010 (2227 Besucher: Stand vom 05.04.2015); zu „Die kulturelle Entwicklung des menschlichen Denkens“ von Michael Tomasello vom 24.05.2011 (1122 Besucher: Stand vom 05.04.2015); und zu „Leib und Seele oder mind and brain?“ von Marcus Knaup vom 11.07.2013 (1028 Besucher: Stand vom 05.04.2015)

Diese langjährige ‚Aktualität‘ einzelner Blogposts zeigt, daß es auch im Internet Leser gibt, die sich nicht nur für die jeweils neuesten Neuigkeiten interessieren. Was mich dabei aber immer wieder irritiert hat und bis heute irritiert, ist das Desinteresse der Autoren, deren Bücher ich in meinem Blog bespreche. Ich schicke den Autoren immer wieder Rezensionen persönlich zu, aber längst nicht alle reagieren darauf. Die meisten Autoren belassen es bei einem freundlichen Gruß. Kaum einer ist wirklich an einer Diskussion seiner Bücher interessiert. Letztlich gab es nur zwei Ausnahmen, Christina von Braun und Georg Northoff, der mir auch die Ehre einer schriftlichen Entgegnung auf meine Rezensionen zu einem seiner Bücher erwies. Dieses verbreitete Desinteresse finde ich schon sehr enttäuschend. Wie kann man als Autor nur so gleichgültig gegenüber einem Thema sein, zu dem man selbst ein Buch geschrieben hat? Wie kann man als Autor für das Schicksal seiner eigenen Bücher kein Interesse haben?

Verschränkung von Lesen, Schreiben und Denken

Wie schon erwähnt war mir vorgeworfen worden, ich sei allzu selbstverliebt, weil ich meine eigenen Texte immer wieder lese. Aber das Fehlen dieser Selbstverliebtheit mündet gewiß auch nicht ohne weiteres in einer Tugend, wie etwa der Bescheidenheit, sondern unter Umständen in Gleichgültigkeit und Desinteresse. Eigentlich sollten Autoren ihre Texte als ihre ‚Kinder‘ verstehen, die als abgespaltenes ‚Ich‘ überdauern und es den Autoren ermöglichen, zu sich selbst in ein intrageneratives Verhältnis zu treten. Das hat dann weniger etwas mit Selbstverliebtheit zu tun, als vielmehr mit Selbstverantwortung.

Als ich mal einen früheren Kollegen aus der Erziehungswissenschaft auf meinen Blog hinwies, wandte er ein, daß er nicht glaube, daß digitale Publikationsformen Qualität hätten. Ich fühlte mich damals zusammen mit dieser Publikationsform auch selbst ein wenig abgewertet. Wahrscheinlich war das Urteil des Kollegen von der damals verbreiteten Ansicht beeinflußt, mit dem Internet ginge eine Wiederkehr der Mündlichkeit einher, womit wohl die freischwebende, affektbetonte Spontaneität (Stichwort ‚Mobbing‘) der im Netz verbreiteten Verlautbarungen und die damit einhergehende grammatische Schludrigkeit der Posts (SMS) gemeint war, die zudem gerne mit einer Pseudomimik aus Doppelpunkten, Strichen und Klammern (Smilies) versehen werden.

Zum abgekürzten Sprechen mittels Buchstaben, statt mit ausgeschriebenen Wörtern hatte schon Wygotski vor 80 Jahren das eine und andere vorweggenommen. (Vgl. meinen Post vom 30.03.2015) Das Problem im Internet ist, daß es noch viel mehr als analoge Kommunikationsformen auf eine maximale Vollständigkeit der Texte angewiesen ist. Wenn ich einen analogen Brief schreibe, ist mir die Abwesenheit des Gesprächspartners unmittelbar bewußt und ich gebe mir deshalb alle Mühe, mich so auszudrücken, daß alle notwendigen Informationen im Text enthalten sind. Beim Chatten hingegen hat man die Illusion einer unmittelbaren Sprechsituation und man ist sich des fehlenden Kontextes nicht bewußt. Ich habe den Eindruck, daß hier deshalb die Affekte so leicht überschäumen und es zu Exzessen wie shitstorm und cybermobbing kommt. Harmlos gemeinte Worte können beim Empfänger mit der Wucht von Meteoriteneinschlägen aufprallen, weil sie von keiner Atmosphäre bzw. von keinem Kontext abgebremst werden.

Trotzdem: heute weiß ich, daß mein Kollege tatsächlich unrecht hatte. Das Internet ist keineswegs eine mindere Form der Schriftlichkeit oder gar eine schriftliche Form der Mündlichkeit. Zumindestens so lange es noch eines Keyboards bedarf, um das gesprochene Wort in geschriebenen Text zu verwandeln. Allerdings gehört dazu eine Kombination aus Lesen und Schreiben, wenn es unser Denken wirklich bereichern und voranbringen soll. Und in dieser Hinsicht war es gerade wieder der Blog, der mir dabei half, diese Verbindung von Lesen und Schreiben auf ein neues Niveau anzuheben.

Früher hatte ich beim Lesen mit dem Bleistift immer zahlreiche Bemerkungen an den Rand des Textes geschrieben. Meine Bücher sind vollgekritzelt mit kleineren und größeren Einfällen, die mir beim Lesen durch den Kopf gegangen waren. Aus diesen Randbemerkungen sind dann später Aufsätze und sogar ganze Bücher hervorgegangen. Das war dann im Grunde ein zweigleisiges Lesen und Schreiben. Das zweite ‚Gleis‘ bestand im Abschreiben der Randbemerkungen und in ihrer Zusammenstellung und Ausarbeitung zu einem größeren, zusammenhängenden Text.

Mit dem Blog kamen zu diesen zwei ‚Gleisen‘ aus Lesen und Schreiben noch weitere Ebenen hinzu, und mit jeder weiteren Ebene strukturierte sich das betreffende Thema neu und gewann dabei mehr Tiefe. Der erste Akt ist immer noch das Lesen und die Bearbeitung des Textes mit dem Bleistift. Das empfinde ich als befriedigender und auch als ergiebiger als das entsprechende Lesen eines e-books mit der entsprechenden Möglichkeit, digitale Markierungen einzufügen. Auch copy and paste sind keine Alternativen zum Abschreiben. Copy and paste gehen einfach nicht mit einem Denkakt einher.

Wenn ich das Buch gelesen habe, gehe ich damit zu meinem PC, platziere es auf einem Holzgestell unterhalb des Monitors und dann schreibe ich die unterstrichenen Stellen im Buch ab. Das ist der zweite Schritt meiner Lesearbeit. Durch das Abschreiben wird die Lesearbeit nicht einfach nur wiederholt, sondern mit dem Denken, das das Abschreiben der Textstellen begleitet, verändert sich auch meine Einstellung zum Text. Was ich vorher, beim Lesen, gut fand, bewerte ich jetzt, beim Abschreiben, möglicherweise anders. Oder der Sinn dessen, was ich vorher nicht verstanden hatte, erschließt sich mir jetzt beim Abschreiben. Etwas in mir denkt also weiter, während ich die betreffenden Textstellen abschreibe. Deshalb füge ich diesen Textstellen auch erste Kommentare hinzu, auf die ich dann später bei der Besprechung zurückgreifen kann. Oft ist es dann aber auch so, daß sich durch die Vorwegnahme solcher Kommentare bestimmte Denkzusammenhänge auch schon erledigt haben. Ich brauche in der Besprechung nicht mehr darauf zurückzukommen. Auf diese Weise sortiere ich schon mal aus, was für eine Besprechung in Betracht kommt und was nicht.

Jetzt kommt die eigentliche Schreibarbeit. Ich stelle mir anhand der abgeschriebenen Textstellen eine Liste von Stichworten zusammen, auf die ich in meiner Besprechung näher eingehen will. Diese Stichwortliste ergibt eine Gliederung für eine Reihe von Besprechungen. Das ermöglicht es mir, ein Buch aus verschiedenen Perspektiven zu diskutieren. Eine einzelne Besprechung wird einem komplexen Buch oftmals nicht gerecht.

Wenn ich dann eine Besprechung fertiggestellt habe, kommt die Korrekturarbeit am Text. Das ist ein weiterer Schritt im Schreibprozeß und beileibe kein bloß äußerlicher, dem eigentlichen Schreiben mechanisch angehängter Vorgang. Von Wygotskis Buch über „Denken und Sprechen“ können wir lernen, wie sehr sich das innere Denken vom äußeren Sprechen und Schreiben unterscheidet. Das innere Denken ist ein bildhaftes Denken, das noch nicht syntaktisch gegliedert und artikuliert ist. Als Autor ist man geneigt, das, was man innerlich verstanden zu haben glaubt, auf syntaktisch verkürzte Weise zum Ausdruck zu bringen. Dabei entstehen nicht nur grammatisch fehlerhafte und lückenhafte Sätze, die kein anderer Leser als der Autor selbst verstehen kann. Der Autor selbst erliegt darüberhinaus auch der Illusion, er habe etwas klar und deutlich gedacht, was tatsächlich nur verschwommen erahnt und möglicherweise mehr gefühlt als gedacht gewesen war.

Nur mittels der nachträglichen Korrekturarbeit seines Textes kann sich der Autor Rechenschaft über das abgeben, was er geglaubt hatte zu denken, sich aber nun als halbgares Gefasel erweist. Das Problem dabei ist, daß der fertige Text für den Autor ein vertrauter Gegenstand ist. Er sieht einfach die Fehler nicht, die für einen anderen, mit dem Text weniger vertrauten Leser offensichtlich sind, seien es nun einfache Rechtschreibfehler oder ganze Gedankenzusammenhänge.

Hier bietet nun der Unterschied im Erscheinungsbild des digitalen Textes erstaunliche Möglichkeiten. Die erste Erscheinungsform des Textes auf dem Monitor ist die, die das Textverarbeitungsprogramm ermöglicht, bei mir WordPerfect. Habe ich den Text fertig, so ist mir diese Erscheinungsform ziemlich vertraut und deshalb hinderlich beim Korrekturlesen. Der nächste Korrekturschritt besteht in der Umwandlung des Textes in ein PDF-Dokument. Allein das bewirkt schon, daß ich den Eindruck habe, es mit einem anderen Text zu tun zu haben. Wenn ich ihn jetzt als PDF-Dokument lese, finde ich zahlreiche Stellen, die mir vorher nicht aufgefallen sind und die der Korrektur bedürfen.

Der nächste Schritt besteht darin, den Text in meinen Blog zu übertragen und ihn dort für das Veröffentlichen zu überarbeiten, also Links einzufügen und überhaupt das ganze damit verbundene Layout. Dabei habe ich es gefühlsmäßig wieder mit einem anderen Text zu tun. Wieder fallen mir an diesem Text Mängel auf, die mir vorher im PDF-Dokument oder im Textverarbeitungsprogramm nicht aufgefallen waren. Dieser Effekt wiederholt sich noch einmal, wenn ich den Text poste. Der fertige Blogpost erscheint vor meinem subjektiven Auge wieder als völlig neu und fremd. Und wieder finde ich Stellen, die ich nachbessern und korrigieren muß.

Erstaunlicher Weise wiederholt sich dieser Effekt mit jedem Besucher meines Blogs, dem ich einen bestimmten Post zuordnen kann. Noch stärker ist der Effekt, wenn der Besucher einen Kommentar zum Blogpost schreibt. Beides – also letztlich der imaginäre Blick eines Anderen auf den eigenen Text – bewirkt, daß mir dieser eigene Text plötzlich wieder als fremd erscheint, was mich in die Lage versetzt, Vorteile und Nachteile neu zu beurteilen und gegebenenfalls nachzubessern.

Ich kann also meinem früheren Kollegen mit aller Entschiedenheit widersprechen: Blogposts sind nicht von vornherein Texte minderer Qualität. Vielmehr bietet ein Blog ein erstaunliches Spektrum an Möglichkeiten, die Qualität von Texten zu optimieren. Voraussetzung ist allerdings eine dauerhafte Verschränkung von Lesen und Schreiben.

German ‚Angst‘

Von Anfang an war es mir in meinem Blog um die Stärkung der individuellen Urteilskraft, um das individuelle Denken gegangen. Mein Affekt richtete sich dabei insbesondere gegen die Expertokratie, die das Recht auf Denken für sich allein in Anspruch nimmt. Nur die Wissenschaftler mit ausgewiesener Expertise, die ‚Peers‘, wie Habermas sie nennt, sollen zu speziellen Themen Stellung beziehen dürfen. Dabei bleibt aber unberücksichtigt, daß diese Art ‚Wissenschaft‘ selbst der Kritik bedarf. Zu dieser Kritik sind sicher nicht zuletzt auch die Wissenschaftler selbst aufgerufen. Aber es bedarf dazu auch einer Kritik von außerhalb.

Längst sind die Zeiten vorbei, wo Wissenschaften nur innerhalb der institutionalisierten Universität betrieben werden konnten. Wenn es diese Zeiten überhaupt jemals gegeben hatte. Zu den ersten Wissenschaftlern gehörten in der Frühphase der modernen Wissenschaft freie und sicher auch finanziell privilegierte Bürger, die es sich leisten konnten, die Wissenschaft als Hobby zu betreiben. In Zeiten des Internet und des Web 2.0 gilt, daß die Wissenschaft längst kein institutionelles oder finanzielles Privileg mehr ist. Allerdings habe ich den Eindruck, daß die institutionellen Wissenschaftler, gerade auch dort, wo sie den Nutzen der citizen science zu schätzen wissen, immer noch auf die Bürgerwissenschaftler hinabschauen. Immer noch sehen sie in ihnen keine gleichwertigen Gesprächspartner, sondern nur Hilfskräfte, deren minderen Dienstleistungen auf der Ebene des Sammelns, Sichtens und Ordnens zwar gerne angenommen werden. Aber es wird ebenso gerne immer wieder darauf hingewiesen, daß sie dazu vorweg ‚angeleitet‘ werden müssen, um die Brauchbarkeit der so gewonnenen Daten zu gewährleisten. Laien sind eben keine ‚Peers‘, die der eigentlichen Forschungsarbeit ohne Anleitung gewachsen wären.

Daß die Laien und Amateure aber kritikfähige, unabhängig funktionierende Köpfe haben, zeigt sich allein schon an den vielen Bürgerinitiativen der Umweltbewegung seit den 1970er und 1980er Jahren, die an der etablierten Wissenschaft vorbei maßgeblich an einer fundierten Technologiekritik mitgewirkt haben. Die übrigens bis heute als „German Angst“ verunglimpft wird. Mehr denn je gilt: freies Denken, individuelle Urteilskraft richtet sich immer auch gegen einen magisch illuminierten Technologieaberglauben, gegen eine „Garantie auf Erfindbarkeit im allgemeinen“, wie sie Friedrich Kittler glaubte abgeben zu können, als könne es keine durch Technologie verursachten Probleme geben, die nicht wiederum durch noch mehr Technologie gelöst werden könnten. (Vgl. meinen Post vom 27.04.2012) German ‚Angst‘ ist deshalb nicht einfach nur ein belächelnswerter Affekt, sondern der Beginn einer neuen Aufklärung.

So viel glaube ich also an dieser Stelle festhalten zu können: Niemand sollte sich durch irgendeine Autorität davon abhalten lassen, sich quer durch die Wissensgebiete über alles zu informieren, von dem er glaubt, daß es für ihn und seine Lebensführung von Bedeutung sein könnte. Und wir sollten immer bereit sein, uns darüber unser eigenes Urteil zu bilden. Vor allem sollten wir uns nicht davor fürchten, für ängstlich gehalten zu werden. In Abwandlung von Kants sapere aude: timere aude – Habe den Mut, Dich zu fürchten! Hans Jonas zufolge bildet die Fähigkeit, Furcht empfinden zu können, den Kern des Prinzips Verantwortung.
PS (15.05.2015): Zur Zeit halten die deutschen Liberalen einen Parteitag unter dem Motto ‚German Mut‘ ab. Einmal mehr zeigt diese sich als politische Partei maskierende Unternehmerlobby, daß sie die Zeichen der Zeit nicht begriffen hat. Da mag Parteichef Christian Lindner noch so sehr sein Herz für den armen unterdrückten ‚Einzelnen‘ in dieser Gesellschaft schlagen lassen: mit diesem mit liberalen Krokodilstränen bedachten Einzelnen ist doch nur der stets auf ungebremstes Wachstum und Profitsteigerung bedachte Unternehmer gemeint.
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Mittwoch, 1. April 2015

Patrick Rothfuss, Die Musik der Stille, Stuttgart 2015

Jean-Jacques Rousseau war der Meinung gewesen, daß die Dinge die besten Lehrmeister der Kinder seien. Sie geben ihnen Antworten, die die Kinder sich selbst erfragen und erarbeiten müssen, anders als die Erwachsenen, die ihnen schon Antworten geben, noch bevor sie Gelegenheit gefunden haben, auch nur eine Frage zu stellen. Dinge geben den Kindern Lehren, Erwachsene Belehrungen.

Die Dinge sind schweigsame Lehrmeister. Das ist im Grunde ihr Wesen. Denn ‚Ding‘ kommt von ‚Thing‘, und im Englischen heißt es ja auch genau so. Das ‚Ding‘ ist eine Versammlung, ein Ratgeber, aber eben kein geschwätziger. Es ist ein Gericht, das sein Urteil spricht und die angeknackste Welt wieder in Ordnung bringt. Patrick Rothfuss findet ein Wort für dieses Gericht: er nennt es „Unterding“. Das Unterding ist eine Versammlung von Dingen in den Fundamenten der Welt. Es ist ein Gegenbegriff zum Internet der Dinge, der maximalen Geschwätzigkeit der Dinge für sich selbst, die uns Menschen nichts mehr zu sagen haben, weil wir es verlernt haben, ihnen zuzuhören.

Das Unterding ist voller Dinge, die uns etwas zu sagen haben, von Dingen, die voller Antworten sind und voller Liebe, weil es dort einen Menschen gibt, der ihnen zuhört und der sich ihnen zuwendet, um für sie einen Ort zu finden, im Unterding, wo sie hingehören und ihre Antworten vernehmbar werden. Auri, das schmale Mädchen in den Katakomben unterhalb der Universität, lebt ein Leben fern von den Menschen, in ihrer eigenen Welt, der Welt der Dinge, dem Unterding.

Sie ist eine Jägerin und Sammlerin, ein Wildbeuter, wie es unsere Vorfahren zweieinhalb Millionen Jahre lang gewesen sind. Wie unsere Vorfahren ist sie „in der Lage, die Dinge zu nutzen, die die Welt ihr an die Hand gegeben hatte.“ (Vgl. Rothfuss 2015, S.114) In „Die Musik der Stille“ (2015) erzählt Patrick Rothfuss sieben Tage aus ihrem Leben, und gleich der erste Tag, von dem er berichtet, ist so ein Sammel- und Findetag, an dem sie sich zum tiefsten Grund der Dinge hinab begibt, um dort neue Antworten zu finden. Schon die Katakomben unterhalb der Universität sind menschenleer und einsam. Aber tiefer noch, auf dem Grund eines überschwemmten Gewölbes, zu dem sie hinabtaucht, gelangt sie zu einem schweren, suppentellergroßen Ding: „Es war voller Liebe und Antworten, so voll, dass sie spürte, wie all das schon bei der zartesten Berührung daraus hervorquoll.“ (Rothfuss 2015, S.24) – Sie schafft es nur mit großer Mühe, es an die Oberfläche zu bringen und ertrinkt fast dabei.

Wie sich herausstellt, handelt es sich um ein Zahnrad aus Messing, dem ein Zacken fehlt: „Das arme Ding. So liebenswert und so verloren zu sein. So voller Antworten zu stecken und so viel verborgenes Wissen zu enthalten. So schön und zugleich kaputt zu sein. Auri nickte und legte dem Zahnrad tröstend eine Hand aufs Gesicht.“ (Rothfuss 2015, 72) – Es ist beschädigt, angeknackst, so wie Auri selbst: „Man tat, was man konnte. Man kümmerte sich um die Welt, um der Welt willen. Und man hoffte, in Sicherheit zu sein. Dennoch war ihr klar: alles konnte zusammenbrechen, und es gab nichts, was man dagegen tun konnte. Und ja, sie wusste, dass sie nicht ganz richtig war. Sie wusste, dass alles in ihr schräg stand. Sie wusste, dass ihr Kopf vollkommen in Unordnung war. Sie wusste, dass sie einen Knacks hatte. Sie wusste es.“ (Rothfuss 2015, S.127)

Auri versucht also, den Dingen in ihrer Unterwelt zu helfen, ihnen einen Ort zuzuweisen, an den sie hinpassen. Sie wandert auch mit dem beschädigten Messingrad umher durch unterirdische Gänge und Zimmer, aber so sehr sie sich bemüht, sie findet keinen Ort für es. Wie sie dabei ihre Sammlungen begutachtet und Dinge zurechtrückt, weil sie nicht richtig liegen, wird deutlich, daß sie so ihr eigenes Inneres zurechtrückt und ordnet. Sie arbeitet an einer Collage, einem Stilleben. Diese Collage, dieses Stilleben ist das Unterding und zugleich sie selbst. Levi-Strauss würde von einer „Bricolage“ sprechen, von einer Grundform des menschlichen Denkens. (Vgl. meinen Post vom 18.05.2013) Claparéde, Piaget und Wygotski wollen dieses Denken auf die Kindheit beschränken und bezeichnen es als „Synkretismus“.

Schließlich entdeckt sie, warum das Messingrad nirgendwo hinzugehören scheint. Als sie es auf einem Bord, wo sie es abgestellt hatte, zur Seite dreht, von einem Messingzahn zum nächsten, wird ihr klar, daß es nicht das Messingrad ist, daß sich dreht: „Es kippte von einem Zahn zum nächsten. Und erst als Auri das Messingrad drehte, verstand sie, weshalb es so schrecklich schwer war. Es war ein Drehpunkt. Ein Angelpunkt. Ein Dreh- und Angelpunkt. Es bewegte sich, drehte sich, doch in Wirklichkeit schien es sich nur zu drehen. In Wirklichkeit stand es still. In Wirklichkeit drehte sich stattdessen die ganze Welt.“ (Rothfuss 2015, S.129)

Das Messingrad ist also kein einzelnes Ding in der Unterwelt. Vielmehr ist es das Zentrum von Unterding und alles dreht sich um dieses Messingrad, während es selbst verharrt, so wie sich die Erde um die Sonne dreht, aber die Sonne dreht sich nicht.

Aber es ist ein angeknackstes Zentrum. Ihm fehlt eine Zacke. Von ursprünglich zehn Zacken sind nur neun übriggeblieben. Aber auch hier macht Auri schließlich eine Entdeckung: als ihr das Messingrad beim Herumtragen aus der Hand und eine Treppe hinunterfällt, bricht es in drei Teile auseinander. Und alle drei Bruchstücke haben jeweils drei Zacken: „Der Dreh- und Angelpunkt war zerbrochen, aber das war nicht falsch. Eier brachen. Sogar Wellen brachen. ... Drei schartige Stücke mit je drei Zähnen. Er war kein Bolzen mehr, ins Herz der Dinge gerammt. Er war nun drei Dreien.“ (Rothfuss 2015, S.146)

Das angeknackste Messingrad ist kein angeknackstes Messingrad mehr. Es ist etwas Neues geworden, das eine neue Vollkommenheit offenbart, eine Antwort für Auri, die die ganze Zeit auf der Suche nach etwas anderem gewesen war und es nicht hatte finden können, etwas für den siebten Tag, an dem sie sich mit dem einzigen Menschen treffen würde, der ihr etwas bedeutet. Und dem sie nun etwas schenken würde: „Drei vollkommene Dreien würden ihr Geschenk für ihn sein.“ (Rothfuss 2015, S.146)

So findet Auri durch das innerste Herz der Dinge im Unterding hindurch ihren Weg zu einem anderen Menschen. Und jetzt, am Ende der Geschichte, erweist sie sich als eine Meisterin; sie, die bisher den Dingen gedient hatte und die ihren eigenen Willen im Zaum gehalten hatte, weil es, wie sie sich immer wieder ermahnt, es wert sei, „die Dinge so zu tun, wie es sich gehörte“ (Rothfuss 2015, S.30 u.ö.), erweist sich jetzt als ihre Meisterin, als eine Kennerin des Geheimnisses „tief im verborgenen Herzen der Dinge“: „Auri stand da, lächelte im Zirkel ihres goldenen Haars und ließ die ganze Wucht ihres Begehrens auf die Welt niederfahren. Und alle Dinge erbebten. Und alle Dinge erkannten ihren Willen, Und alle Dinge beugten sich, ihr zu gefallen.“ (Rothfuss 2015, S.157)

Auri ist letztlich nicht nur eine Collagistin, ein Arrangeur von Stilleben; sie ist auch eine Alchimistin, denn sie kennt den Stein der Weisen. Das ist eine erstaunliche Entdeckung, die der Leser am Ende des Buches macht. Aber dann so erstaunlich wohl doch wieder nicht. Schließlich kennt sich niemand besser mit den Dingen aus als die Alchimisten, und auch sie versuchen, ähnlich wie Auri mit ihren Arrangements, über die Veredlung von Stoffen sich selbst zu veredeln. Auris alchimistische Meisterschaft zeigt sich zweimal, am fünften Tag, als sie Seife siedet, und am siebten Tag, als sie eine Kerze zieht. (Vgl. Rothfuss 2015, S.113ff. u. 152ff.)

Aber nein! Auri ist wohl doch keine Alchimistin. Denn meistens läßt sie die Dinge sein, was sie sind, und verändert nur den Ort, wo sie sind. Weil sie deren Antworten dort besser hören kann. Ihre Dinge sind keine Reagenzien, sondern Katalysatoren. Sie ist die einzige, die sich verändert, jeden der sieben Tage anders ist und immer wieder aufs Neue ihren Zustand an der Ordnung prüft, die sie den Dingen um sich herum gegeben hat. – Was ihr nur am dritten Tag nicht gelingt. Es ist der einzige Tag ohne Dinge. Der Tag, an dem sie weint.

Wirklich erstaunlich ist aber eine Bemerkung des Autors am Schluß seines Nachworts, und der Rezensent gesteht, daß es an dieser Stelle er selbst war, der in Tränen ausbrach, als er las: „Diese Geschichte ist für all die leicht angeknacksten Leute da draußen. Ich bin einer von euch. Ihr seid nicht allein. Und in meinen Augen seid ihr alle schön.“ (Rothfuss 2015, S.173)

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