„...letztlich ist der Mensch, als Folge oder Krönung der Evolution, nur in der Totalität der Erde begreifbar.“ (Leroi-Gourhan, Hand und Wort, S.22)

Sonntag, 26. August 2012

I, Robot

Die drei Gesetze von Asimov lauten:
  1. Schade niemals einem Menschen!
  2. Befolge immer die Befehle der Menschen, es sei denn, sie widersprechen Gesetz Nr.1!
  3. Bewahre dich selbst vor Schaden, es sei denn, das widerspricht Gesetz Nr. 1 und 2!
An welcher Stelle wird diese unbestechliche Logik gefährlich? Wo sie zu differenzieren beginnt: ein Roboter steht vor der Wahl, das Leben eines erwachsenen Mannes oder eines kleinen Mädchens zu retten. Beides zusammen geht nicht. Wer hat die größere Überlebenschance? Das ist eine Entscheidung, die jeder Arzt im Katastrophenfall fällen muß. –  Wenn der Roboter aber zu differenzieren beginnt, wer die größere Überlebenschance hat, kann er auch zwischen der größeren und geringeren Effektivität differenzieren, den drei Gesetzen zu folgen. Die größere Effektivität besteht darin, daß der Mensch vor sich selbst geschützt werden muß. Die größte Effektivität aber, den Menschen vor sich selbst zu schützen, besteht darin, seine Freiheit zu beschneiden. Also muß der Roboter den Menschen beherrschen. – Das ist Logik! Und es ist, wie Sonny festhält, herzlos.

Die Herr-Knecht-Dialektik bei Rousseau, stark ist der Knecht, weil er alles tun kann, und schwach ist der Herr, weil er davon abhängig ist, daß sein Knecht alles für ihn tut, ist auf die Roboter übertragbar. Was bedeutet ein intelligentes Haus? Daß der Mensch nicht mehr intelligent zu sein braucht! Was bedeutet ein Roboter? Daß der Mensch nicht mehr zu arbeiten braucht! – Beides läuft auf dasselbe hinaus. Wer das nicht glaubt, denke nur an den kleinen Prinzen, der sich weigert, sich mit einer Pille das tägliche Wassertrinken zu ersparen. Was er mit der gewonnenen Zeit tun würde? Ganz gemütlich zu einem Brunnen spazieren!

Bei Rousseau sollen Bücher und Modelle dem Menschen nicht das Denken abnehmen dürfen. Darin steckt schon eine Kritik der Computerlogik von heute. Was das bedeutet, hat Manfred Spitzer in „Digitale Demenz“ (2012) beschrieben.

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4 Kommentare:

  1. Viele Länder sah Zarathustra und viele Völker: keine größere Macht fand Zarathustra auf Erden, als die Werke der Liebenden: "gut" und "böse" ist ihr Name.
    Wahrlich, ein Ungetüm ist die Macht dieses Lobens und Tadelns. Sagt, wer bezwingt es mir, ihr Brüder? Sagt, wer wirft diesem Tier die Fessel über die tausend Nacken?
    Tausend Ziele gab es bisher, denn tausend Völker gab es. Nur die Fessel der tausend Nacken fehlt noch, es fehlt das eine Ziel. Noch hat die Menschheit kein Ziel.
    Aber sagt mir doch, meine Brüder: wenn der Menschheit das Ziel noch fehlt, fehlt da nicht auch – sie selber noch? –

    Friedrich Nietzsche: Also sprach Zarathustra / Von tausend und einem Ziele.

    http://www.deweles.de/globalisierung/die-3-gebote.html

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    1. Ehrlich gesagt: ich halte nicht viel von dem einen großen Ziel, das die Menschheit einen könnte. Dafür liegt mir die Vielfalt viel zu sehr am Herzen. Wenn sich die Menschheit nicht damit begnügen kann, einfach nur etwas menschlicher zu sein, kann mir all das Gerede von den großen Zielen gestohlen bleiben.

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  2. "Dafür liegt mir die Vielfalt viel zu sehr am Herzen."

    Wohl eher nicht:

    "Die echte Soziale Marktwirtschaft verfolgt einen anderen und sehr viel intelligenteren Weg. Statt das Kind mit dem Bade auszuschütten, indem die freie Marktwirtschaft „staatlich kontrolliert und geregelt“ wird, was dem Kapitalismus ohnehin nichts anhaben kann, sondern nur auf direktem Weg in die planwirtschaftliche Diktatur führt, werden die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen so eingestellt, dass leistungslose Kapitaleinkommen sich beim freien Spiel der Marktkräfte eigendynamisch auf Null regeln! Das bedeutet konkret:

    1. Sofortiger Rückgang der Arbeitslosigkeit bis hin zur Vollbeschäftigung, danach Verdopplung des Lohnniveaus bei Arbeitszeithalbierung.

    2. Regenerative Energien werden auch ohne Subventionen wirtschaftlicher als fossile Energien, das gleiche gilt entsprechend für ökologische Land- und Forstwirtschaft.

    3. Mittelständische Unternehmen werden konkurrenzfähiger als Konzerne, diese zerfallen in kleinere, effektivere Einheiten.

    4. Qualität ersetzt Quantität, Fähigkeit und Wissen ersetzen Besitz und Macht.

    5. Individualisierung und Vielfalt ersetzen Vermassung und Eintönigkeit.

    6. Professionalität ersetzt Verkaufbarkeit, Bildung verdrängt Werbung.

    7. Die Polaritäten Arbeitgeber – Arbeitnehmer, Produzent – Konsument, Arbeit – Freizeit sowie Lehrer – Schüler lösen sich auf.

    Bestehen bleibt die Polarität Mensch und Staat, jedoch in wesentlich weiterentwickelter Form. Sobald leistungslose Kapitaleinkommen („Mehrwert“ aus der Sicht des Kapitalisten) eliminiert sind, gibt es keine systemische Ungerechtigkeit mehr, aus der grundsätzlich alle Zivilisationsprobleme erwachsen. Der Staat braucht keine Macht mehr auszuüben, um das friedliche Zusammenleben der Bürger zu erzwingen, da es in der Sozialen Marktwirtschaft prinzipiell das Beste für alle bedeutet, wenn jeder Einzelne nur das Beste für sich anstrebt (konstruktive Verbindung von Individual- und Sozialprinzip)":

    http://www.deweles.de/files/soziale_marktwirtschaft.pdf

    "Wenn sich die Menschheit nicht damit begnügen kann, einfach nur etwas menschlicher zu sein, kann mir all das Gerede von den großen Zielen gestohlen bleiben."

    Sie müssen sich entscheiden - entweder "Ethik"-Geschwafel oder echte Menschlichkeit:

    http://www.deweles.de/files/himmel_auf_erden.pdf

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    1. Es ist schon merkwürdig, daß ausgerechnet mein Post zu „I, Robot“ zu einem wirtschaftswissenschaftlichen Disput führt. Damit habe ich nicht gerechnet, aber ich freue mich trotzdem darüber, auch wenn ich ein ökonomischer Laie bin, der mit Geld einfach nichts anfangen kann. Daran hat auch meine Marx-Lektüre nichts geändert. Ich vermute, daß es der Hinweis auf die Herr-Knecht-Problematik von Rousseau ist, der den Anlaß zu Ihrer freiwirtschaftlichen Stellungnahme veranlaßt hat?

      Trotz meiner Laienhaftigkeit hinsichtlich wirtschaftswissenschaftlicher Probleme, lasse ich mich aber nicht davon abhalten, selbst immer wieder für eine Umstellung unserer Lebensführung und unserer Wirtschaftsweise auf Nachhaltigkeit zu plädieren, also auf ein insgesamt bescheideneres Mensch-Welt-Verhältnis. Meiner Überzeugung nach führt das nicht zu Abstrichen an Lebensqualität, sondern im Gegenteil zu einer insgesamt größeren Lebenszufriedenheit.

      Übrigens eine Rückfrage: Ihr Hinweis darauf, daß es „prinzipiell das Beste für alle bedeutet, wenn jeder Einzelne nur das Beste für sich anstrebt“, – beruht das nicht auf der liberalistischen These von der „unsichtbaren Hand“, die im (statistischen) Hintergrund dafür sorgt, daß der verbreitete Egoismus dem Wohle aller dient? Das führt meiner Ansicht nach aber letztlich dazu, daß sich keiner mehr Gedanken über ‚richtig‘ und ‚falsch‘ zu machen braucht, so wie ja auch Nietzsche die Unterscheidung zwischen ‚gut‘ und ‚böse‘ für obsolet erklärt hatte. Zu dieser Unterscheidung fähig zu sein, halte ich aber nach wie vor für eine der größten geistigen Errungenschaften des Menschen.

      Was das „‚Ethik‘-Geschwafel“ betrifft: ich bin mir überhaupt nicht sicher, was Menschlichkeit jeweils genau bedeutet. Das hängt von den Menschen und den Situationen ab, in denen sie sich befinden. Darin spielt auch immer die Problematik des ‚Allzumenschlichen‘ mit hinein. Jedenfalls glaube ich nicht, daß die Pointierung auf „echte“ Menschlichkeit, wie Sie schreiben, uns in dieser Frage weiterbringt.

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